In vielen Unternehmen besteht der Wertschöpfungsprozess nicht nur aus einem Gut, sondern setzt sich aus vielen unterschiedlichen Teilkomponenten zusammen. Die Materialbedarfsplanung befasst sich mit der Bestimmung der Größen dieser Bedarfe. Also die Art, Menge, den Termin und Ort der Bereitstellung. Auch hier ist wieder grundlegen, ob sich das Unternehmen für Make or Buy – also für die Eigenproduktion oder den Fremdbezug entscheidet.
Die Materialbedarfsplanung unterteilt sich in die qualitative und quantitative Materialbedarfsplanung.
Zur qualitativen Materialbedarfsplanung gehören
- die Variablenprüfung (entspricht das Gut den Anforderungen, Farbe, Menge etc.)
- die Attributsprüfung (ist das Qualitätskriterium erfüllt?)
Zur quantitativen Materialbedarfsplanung gehören
- die deterministische Planung
- die stochastische Planung
- die heuristische Planung
Deterministische Planung
Geht von einem definierten Bedarf aus, der sich aus der Produktion oder den Aufträgen errechnen lässt. Zur deterministischen Planung gehören folgende Kennzahlen:
Primärbedarf = Menge an Endprodukten
Sekundärbedarf = Menge an benötigten Teilen und Baugruppen
Tertiärbedarf = Menge an benötigten Hilfsstoffen
Zusatzbedarf = prozentuale Fehlmengen, Karenzwerte
Bruttobedarf = Sekundärbedarf + Zusatzbedarf
Nettobedarf = Bruttobedarf – Offene Bestellungen – Lagerbestand + Vormerkbestand + Sicherheitsbestand
Hier eine Beispieltabelle für 5000 Wandregale.
Bezeichnung | Sekundärbedarf | Zusatzbedarf | Bruttobedarf | Lagerbestand | Nettobedarf |
---|---|---|---|---|---|
Regale | 5000 | 50 | 5050 | 200 | 4850 |
Einschübe | 20000 | 400 | 20400 | 400 | 20000 |
Schrauben | 20000 | 20000 | 20000 | ||
Muttern | 20000 | 20000 |
Benötigt ein Wandregal noch 0,4 Liter Holz-Lasur (Hilfsstoff), so wird der Tertiärbedarf durch Multiplikation des Primärbedarfes0 und der Menge des Hilfsstoffes errechnet. Hier 0,4 x 5000 = 200 Liter Holz-Lasur
Stochastische Planung
Durch Ermittlung der Verbrauchswerte kann anhand der vergangenen Produktion die zukünftig benötigte Menge erfasst und berechnet werden. Diese Prognosen gehen davon aus, dass ein enger Zusammenhand zwischen den statistisch erfassten Verbräuchen der Vergangenheit und denen der Zukunft besteht.
Man unterscheidet:
- Arithmetischer Mittelwert
- Gleitender Mittelwert
- Gewichteter gleitender Mittelwert
- Exponenzielle Glättung
- Lineare und nicht-lineare Regressionsanalyse
Ausgangssituation
Periode | 3/2010 | 4/2010 | 1/2011 | 2/2011 | 3/2011 | 4/2011 | 1/2012 | 2/2012 | 3/2012 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Bedarf | 108 | 100 | 105 | 110 | 123 | 109 | 111 | 113 | 120 |
Arithmetischer Mittelwert = Addition aller Periodenbedarf e/ Anzahl der Perioden
Arithmetischer Mittelwert = 999 / 9 = 111
Gleitender Mittelwert anhand der letzten sechs Perioden (2/11 bis 3/12)
Gleitender Mittelwert = 686 / 6 = 114,3
Gewichteter gleitender Mittelwert anhand der letzten sechs Persioden (2/11 bis 3/12) mit folgenden Gewichtungen:
2/2011 | 3/2011 | 4/2011 | 1/2012 | 2/2012 | 3/2012 |
---|---|---|---|---|---|
6% | 9% | 13% | 18% | 24% | 30% |
2/2011 | 3/2011 | 4/2011 | 1/2012 | 2/2012 | 3/2012 | Summe |
---|---|---|---|---|---|---|
6,6 | 11,07 | 14,17 | 19,98 | 27,12 | 36 | 114,94 |
Gewichteter gleitender Mittelwert = 114,94
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Titelbild: isorepublic.com